World Handicap Index – Diese Begriffe muß du demnächst kennen

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Vor einiger Zeit hatte ich ja schon einmal recht detailliert ein paar Infos zur Berechnung des World Handicap Index erläutert. Bei uns soll das System 2021 eingeführt werden und löst die bisherige Berechnung des Handicaps auf Basis von Stableford ab. Mittlerweile hat der DGV weitere Infos veröffentlicht, so dass ich nochmals ein kleines Update, insbesondere in Bezug auf die neuen Begrifflichkeiten geben möchte.

Mit der Einführung des neuen Handicap Systems wird ja nicht nur eine neue Berechnung eingeführt, sondern gleichzeitig auch diverse neue Definitionen, die man wenigstens einmal gehört haben sollte. Auf uns Golfer und insbesondere die „Handicap-Verrückten“ unter uns kommen also einige Veränderungen zu, mit denen man sich schon mal anfreunden kann ;-).

Folgende Begrifflichkeiten will ich nachfolgend nochmals kurz aufführen und deren Bedeutung kurz erläutern:

  • World Handicap Index
  • Maximum Score
  • Gewertetes Bruttoergebnis
  • Score Differential
  • Außergewöhnliches Ergebnis
  • Penalty Score
  • Low Handicap Index
  • Soft Cap / Hard Cap

World Handicap Index

Der World Handicap Index löst quasi das aktuelle EGA Handicap ab. In Zukunft wird man sicherlich auch weiterhin einfach vom Handicap reden und wird sich nicht zwingend an „World Handicap Index“ halten.

Maximum Score

Den Maximum Score hatte ich schon in meinem Artikel zur Berechnung des World Handicap Index beschrieben. Hierbei handelt es sich quasi um das maximale Zählspielergebnis pro Loch, welches unter Berücksichtigung der Spielvorgabe ermittelt wird. Es ist quasi das Pendant zu dem „Strich“ bei Stableford. Das maximale Ergebnis, welches für die Handicapberechnung heran gezogen wird, ist immer das persönliche Doppelbogey (siehe auch nachfolgende Erläuterung). Bei Stableford bekam man für das Ergebnis 0 Punkte und konnte den Ball aufheben. Beim neuen System wird einfach das persönliche Doppelbogey erfasst und man kann den Ball dann aufheben, wenn kein Zählspiel gespielt wird. Im Zählspiel wird natürlich weiterhin das tatsächlich gespielte Ergebnis erfasst, also auch eine „12“. Nur zur Berechnung des Handicaps wird auf einem Par 4 mit einem persönlichen Doppelbogey von „7“ diese Schlagzahl zur Berechnung des gewerteten Bruttos heran gezogen.

Gewertetes Bruttoergebnis

Diesen Begriff hatte ich tatsächlich in meinem letzten Artikel noch nicht erwähnt. Bisher kennen wir ein Netto- und ein Bruttoergebnis und diese dann noch in Verbindung mit Stableford. Das Bruttoergebnis entspricht der Anzahl aller Schläge, die man auf einer Golfrunde benötigt hat. Hier wird also kein Handicap mit berücksichtigt. Das Nettoergebnis entspricht dann der Anzahl gespielter Schläge abzüglich der Handicapvorgabe. Hat man eine Spielvorgabe von 24 und 100 Schläge benötigt, dann ist das Bruttoergebnis 100 und das Nettoergebnis 76.

Mit dem Stablefordsystem hat man dann dafür gesorgt, dass man nicht immer bis zum bitteren Ende spielen muß. Bei Brutto Stableford gibt es 2 Punkte für ein Par, für ein Bogey 1 Punkt und ab dem Doppelbogey bekommt man dann 0 Punkte für das Loch. Meist interessiert aber das Netto Stableford Ergebnis. Hier wird pro Loch die Spielvorgabe ermittelt, wodurch man dann auf jedem Loch sein persönliches Par, Bogey und Doppel Bogey ermitteln kann. Die Nettopunkte werden dann genauso vergeben, wie gerade bei „Brutto“ beschrieben, nur eben auf Basis der „persönlichen“ Basis.

Das „gewertete Brutto“ löst nun streng genommen das Netto Stableford Ergebnis ab. Die Stableford Berechnung gibt es im neuen World Handicap System nicht mehr. Stattdessen wird quasi immer ein Zählspiel gespielt. Damit man aber auch hier nicht bis zum bitteren Ende spielen muß, wurde der oben erwähnte Maximum Score eingeführt. Das gewertete Bruttoergebnis ist also das Zählspielergebnis unter Berücksichtigung des Maximum Score.

Score Differential (Differenz-Score)

Auch diesen Begriff hatte ich in meinem letzten Artikel bereits erwähnt, da er maßgeblich zur Berechnung des Handicaps benötigt wird. Der Score Differential ist das Ergebnis welches quasi angibt, wieviel Schläge man über dem Platzstandard gespielt hat. Wobei hierzu das gewertete Bruttoergebnis und das Course Rating sowie der Slope des Platzes heran gezogen wird. Zur Erinnerung nochmals die entsprechende Formel:

Score Differential = (gewertetes Brutto – Course Rating) * 113 / Slope

Die besten 8 Score Differential aus den letzten 20 vorgabewirksamen Runden sind dann die Basis für die Berechnung des Handicap Index (alle 8 Werte addieren und durch 8 teilen).

Außergewöhnliches Ergebnis

Der Begriff des „Außergewöhnlichen Ergebnis“ ist auch neu und entspricht einem ungewöhnlich guten Ergebnis. Also einer absoluten Top-Runde, die man ab und zu mal dazwischen hat. Dieses besonders gute Ergebnis soll im neuen System auch entsprechend gewürdigt werden und wird bei der Berechnung des Handicaps zusätzlich eingebunden.

Von einem außergewöhnlichen Ergebnis wird immer dann gesprochen, wenn man sich um mindestens 7 Schläge unterspielt hat. Hat man also ein Handicap Index von -36 und spielt auf einem Par-72 Platz ein gewertetes Bruttoergebnis von 101 oder besser hat mein ein außergewöhnliches Ergebnis gespielt (Anm: zur Vereinfachung des Beispiels wurde kein CR/Slope berücksichtigt).

Die Berechnung des neuen Handicaps erfolgt dann zunächst mit der oben beschrieben Vorgehensweise (Durchschnitt der besten 8 Ergebnis aus den letzten 20 vorgabewirksamen Runden). Bei einer Unterspielung von 7 bis 9 Schlägen wird dann der Handicap Index um 1 reduziert und bei mehr als 10 Schlägen sogar um 2 Schläge.

Wer nun aufgepasst hat, wird direkt fragen, was denn bei der nächsten Berechnung passiert. Denn diese einmalige Reduzierung auf Grund des außergewöhnlichen Ergebnis findet sich ansonsten in keiner Formel. Auch diese Problem wurde natürlich gelöst. Damit der Handicap Index bei den nächsten Runden weiterhin mittels Durchschnitt der besten Acht Ergebnisse aus den letzten 20 Runden ermittelt werden kann, wird nach einer Runde mit außergewöhnlichem Ergebnis jeder Score Differential um 1 bzw. um 2 reduziert. Ich gehe mal davon aus, dass nur die letzten 20 Ergebnisse verändert werden, denn noch ältere Ergebnisse interessieren ja nicht bei der Berechnung.

Penalty Score

Mit dem Penalty Score wird der Spielführung ein neues Instrument an die Hand gegeben, ein „no return“ auch beim Handicap zu berücksichtigen. Hierbei wird davon ausgegangen, dass es diverse Gründe für ein „no return“, also den Abbruch eines Turniers durch den Spieler selbst gibt. Dies können gesundheitliche Gründe sein oder evtl. sogar weil man sein Handicap nicht verschlechtern möchte oder sogar nicht verbessern möchte. Die Spielleitung kann nun entscheiden, wie sie mit einem Turnierabbruch durch den Spieler umgehen möchte.

Je nachdem, nach wieviel gespielten Löchern der Abbruch erfolgt, wird nach diversen Regeln ein gewertetes Bruttoergebnis als Penalty Score ermittelt und fließt dann in die Handicapberechnung ein.

Da dies aus meiner Sicht im „normalen Leben“ nicht so relevant ist, verweise ich an dieser Stelle auf die Beschreibung beim DGV.

Low Handicap Index, Soft Cap, Hard Cap

Der Low Handicap Index ist quasi eine Art Gegenstück zur dem außergewöhnlichen Ergebnis. Der Low Handicap Index ist ein zweiter Handicap Index, der ermittelt wird, wenn man mindestens 20 vorgabewirksame Ergebnisse in seinem Stammblatt hat. Es soll dazu dienen, dass „Schwäche Phasen“ sich nicht so extrem negativ auf das Handicap auswirken. Jeder kennt das sicherlich, dass man mal ein paar Wochen nicht mehr weiß, wie man den Ball schlagen soll. Normalerweise würde das dann direkt zu einem deutlich höheren Handicap führen, wenn man in der Zeit viele Turniere spielt.

Der Low Handicap Index ist der niedrigste Handicap Index, den man innerhalb der letzten 365 Tage seit der letzten vorgabewirksamen Runde gespielt hat. Hat man beispielsweise aktuell ein Handicap von -24 und lag der niedrigste Handicap Index der letzten 365 bei -20, dann ist -20 der Low Handicap Index.

Der Spieler hat sich also im Laufe des Jahres regelmäßig „hoch gespielt“. Damit nun jede weitere schlechte Runde nicht zu einer deutlichen Verschlechterung des Handicap Index führt, wird der Soft Cap eingeführt. Diese „sanfte Begrenzung“ kommt immer dann zum Tragen, wenn ein Handicap Index ermittelt wird, der 3 Schläge über dem Low Handicap Index liegt. In unserem Beispiel also zum ersten Mal, wenn der Spieler ein Handicap Index von -23 oder höher erreicht.

Ab diesem Zeitpunkt wird die Differenz aus dem neu ermittelten Handicap Index und dem bisherigen Handicap Index halbiert. Würde sich also bei unserem Beispiel ein neues Handicap von -24,8 berechnen, dann wird die Differenz zum alten Handicap (0,8) halbiert und das neue Handicap ist dann -24,4.

Verschlechtert sich der Spieler dann noch weiter und liegt sogar irgendwann 5 Schläge über seinem Low Handicap Index, dann erfolgt keine weitere Verschlechterung. Hier wird dann vom Hard Cap gesprochen.

Da sich der Low Handicap Index im Zeitverlauf auch ständig ändert (letzte 365 Tage), wird natürlich immer ein neuer Soft bzw. Hard Cap ermittelt. Es hängt also ein wenig davon ab, wie alt das bisherige „beste“ Handicap ist.

Fazit

Mit dem neuen Handicap System gibt es tatsächlich einige Veränderungen, die das System aus meiner Sicht noch etwas komplizierter machen und eine schnelle Ermittlung seines neuen Handicaps nach einer Runde verhindern. Man wird also immer die Spielergebnisse des Turniers abwarten müssen, bis man sein neuen Handicap kennt. Einfaches Hochrechnen auf Grund der erzielten Stablefordpunkte entfällt komplett.

Trotzdem bin ich der Meinung, dass das neue System viel genauer die tatsächliche Spielstärke eines Golfspielers wiedergeben wird und aus meiner persönlichen Sicht viel fairer ist. Einzig dem Aspekt, dass viele Spieler nur sehr wenige oder gar keine vorgabewirksamen Runden spielen wird aus meiner Sicht nicht ausreichend Rechnung getragen. Klar, das Handicap ist sicherlich nicht das wichtigste beim Golf aber die Möglichkeit, jede Privatrunde einreichen zu können, fände ich ich schon sehr angenehm.

In nächster Zeit werde ich auch nochmal einen kleinen Artikel veröffentlichen, der sich mit der Umrechnung des aktuellen Handicaps in das neuen Handicap System beschäftigt. Hier habe ich noch eine Idee, für ein kleines Tool, mit dem man schon jetzt sein neues Handicap ermitteln könnte. Man soll ja auch bei mygolf.de eine entsprechende Info einsehen können. Aus meiner Sicht ist die Angabe dort jedoch fehlerhaft und berücksichtigt ggf. nicht die letzten Regelungen, die der DGV auch erst kürzlich veröffentlicht hat.

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